Es war im Jahre 2018, als Hansjörg Auer und Much Mayr gemeinsam die ersten Erkundungen an der Marmolada Ombretta starteten, und diese eindrucksvolle Linie mit dem Namen Ultimo Tango (7c+, 9SL) fanden. 2019 dann der tragische Moment, wo mit Hansjörg Auer und David Lama, zwei einzigartige Persönlichkeiten in den kanadischen Rockies den Tod fanden.
Much Mayr klettert ULTIMO TANGO
Auch für Much Mayr war es eine schwere Zeit, hatte er doch mit Hansjörg unzählige Tage beim Klettern und auf Expeditionen verbracht und der Verlust seines Freundes, hinterlässt eine große Lücke. Trotz alledem kehrte Much gemeinsam mit Guido Unterwurzacher, Peter Mühlburger und zuletzt mit Alex Blümel zurück an die Ombretta, um das unvollendete Projekt von Hansjörg und ihm zum Abschluss zu bringen.
Hier der Bericht von Much Mayr
Ende August 2018: Hansjörg und ich seilen von unserem ersten Erkundungsversuch an einem unberührten Wandabschnitt der Ombretta ab. Wir haben noch viele hundert Meter Abseilen vor uns, aber immer wieder schauen wir nach oben, um die Wand nach Strukturen abzusuchen, die erahnen lassen, ob die nächsten Seillängen kletterbar sind. Es wäre jedenfalls eine ästhetische Linie an einem wilden, vergessenen Pfeiler. Endlich haben wir wieder eine gemeinsame Herausforderung an der Marmolada. Wie haben wir das wohlbekannte Gefühl vermisst, zu wissen, dass an dieser Wand ein abenteuerliches Ziel auf uns wartet und wir voller Spannung wiederkommen werden – wie vor einigen Jahren in der ‚Ultimo dei Paracadutisti‘…
Hoffentlich wird es frei gehen…vielleicht sogar ohne Bohrhaken?
Immerhin sind wir schon die ersten 4 Seillängen in Wechselführung geklettert. Jede einzelne ist anspruchsvoll und schwierig abzusichern. Gelber, etwas brüchiger Fels wechselt mit bestem grauem Kalk, wo die Löcher genauso sind, wie man sich’s wünscht.
Die 4. Seillänge fordert schon plattig-technische Kletterei im unteren neunten Grad. Ich schlage 2 Beaks in den feinen Riss, bevor ein längerer Runout zum nächsten Stand führt. Wir wollen unbedingt bald wiederkommen, doch leider geht sich’s in diesem Jahr nicht mehr aus. Das Wetter muss sehr stabil sein, da der aufwendige Zustieg für den oberen Teil ja nur wenig Zeit lässt, will man die paar hundert Meter im Hellen abseilen…
Im April 2019 hinterlässt der Tod von Hansjörg eine tiefe schmerzvolle Lücke, die mir bewusst macht, was für ein Glück es war, mit ihm in den letzten 11 Jahren so viel unterwegs gewesen zu sein…
Das nächste Mal bin ich mit Guido Unterwurzacher in der Route. Wir klettern wieder bis zur 4.Seillänge, verbessern die Sicherungen ein wenig und kommen beim nächsten Mal 50 Meter höher.
Die 6. Seillänge ist sehr herausfordernd und spannend, gerade noch möglich ohne den Einsatz von Bohrhaken. Ich kämpfe mich nur langsam höher, immer wieder sind anspruchsvolle Abschnitte zwingend zu klettern. Der nächste Standplatz ist nicht besonders vertrauenswürdig und der Weiterweg schaut abweisend und sehr splittrig aus und ist ohne zu Bohren nicht machbar. Erst 2 Jahre später komme ich mit Peter Mühlburger zurück und finde mit einer delikaten Rechtsquerung den freien, logischen Weg Richtung Gipfel. Die nächste Seillänge führt in den Ausstieg von Hatschi Bratschi. Am 12.08.2021 begleitet mich Alex Blümel beim letzten Tango.
9 Sl, 7c+ , ca. 300 Klettermeter und 130 m Zustieg im 2.-3. Grad vom Band in Wandmitte (bis zum Band ca. 400m)(6c+, 35m; 6c+, 27m; 6c, 27m; 7b+, 25m; 6c+, 20m; 7c+, 30m; 7a, 40m; 6b, 50m; 5, 50m)
alle Zwischensicherungen belassen:
6 Beaks, 6 Normalhaken, 4 Sanduhren
Material: double set bis 1, und cam 2 und cam 3
Und hier noch ein Video von der Oman Expedition von Much und Hansjörg