Mountainfilm LogoVom 14. – 18. November 2023 zeigte das internationale Filmfestival Mountainfilm Graz 2023 im Schubertkino und im Congress Graz die besten Berg- und Naturfilme. Weiters warteten der Veranstalter Hans-Robert Schauer und sein Team mit einem spannenden Rahmenprogramm auf.

Das war das Filmfestival Mountainfilm Graz 2023

Am Donnerstag, 16.11. war der Extremkletterer Thomas Huber mit seiner Multimedia-Lesung „In den Bergen ist Freiheit“ zu Gast am Festival und tags darauf, am Freitag, 17.11. begrüßten sie die Spitzenalpinistin Gerlinde Kaltenbrunner mit ihrem Multivisionsvortrag „Die Innere Dimension des Bergsteigens.

PREISE UND AUSZEICHNUNGEN Mountainfilm Festival Graz 2023 

Die Gewinner und Gewinnerinnen von Mountainfilm Graz 2023 stehen fest!
Mit der Siegerehrung im Congress Graz fand das diesjährige Festival seinen feierlichen Abschluss.
Die steirische Landesrätin MMag. Barbara Eibinger-Miedl und Stadtrat Dr. Günter Riegler begrüßten das Publikum im Stefaniensaal und überreichten gemeinsam mit anderen Förderern und Sponsoren des Festivals die Preise des internationalen Filmwettbewerbs.

Grand Prix Graz für den besten Film des Festivals.

 Guillaume Broust(Frankreich)

Chronoception

Kirghizistan
©www.jeremy-bernard.com

Diese Kategorie-übergreifende Erzählung führt mit viel Witz Natur-, Kultur- und Alpinthemen in einer Mischung aus Safari- und Roadmovie zusammen. Dabei wirkt der Film niemals aufgesetzt, sondern verhandelt das Phänomen Zeit auf poetische, philosophische und pragmatische Weise. Das Publikum erlebt einerseits die Abenteuer der Protagonisten und der Protagonistin mit und erhält andererseits tiefe Einblicke in die vielschichtige Kultur der Menschen, die in den Bergen Kirgistans leben. Bereits die Anreise der Rider ist ein Abenteuer. Sie führen ein Leben im Hier und Jetzt, sehen sich auf Augenhöhe mit den Menschen vor Ort und stellen trotz aller Leichtigkeit einen historischen Bezug her. Auffallend ist die ausgezeichnet integrierte Musik und das perfekte Sounddesign mit mitreißendem Rhythmus. Die Kameraführung macht in bildgewaltiger Weise die Weite einer filmisch eher unbekannten Gegend nachvollziehbar. Epische Landschaftsbilder wechseln sich dabei mit spektakulären Actionbildern ab, die vor allem durch den gekonnten Schnittrhythmus in ihren Bann ziehen. Man kommt aus dem Stauen und Schmunzeln nicht heraus!— Jury-Begründung

„Kamera Alpin Austria in Gold“   

Christina Zurbrügg & Michael Hudecek (Österreich)

Wundersames Kiental“

Wundersames Kiental
©Gamsfilm

Dieser Film verbindet aufs Schönste eine unglaubliche Archivarbeit mit literarischer Dorfkomik. In dieser Geschichte rund um ein Alpendorf wird, ungewöhnlich und originell erzählt, die Brücke vom Damals ins Heute geschlagen. Dies ist der gekonnten erzählerischen Komposition zu verdanken, die die Retro-Sehnsucht zwar bedient, jedoch nicht in ihr verhaftet bleibt. Ein grandios formulierter Text, der sich auf reale Personen bezieht, kommentiert auf humorvolle Art und Weise Szenen eines Dorflebens und schafft durch geistreiche Wortschöpfungen gleichzeitig immer auch eine Meta-Ebene. Mit dem liebevollen Augenzwinkern der Erzählerin, die als (mittlerweile) weitgereiste Städterin zurück auf ihr Heimatdorf blickt, kommt dieser „Heimatfilm“ unserer Sehnsucht nach Kinderidylle nach, jedoch sticht die Gesamtheit der Komposition aus Archivmaterial, Sprache und Musik heraus. Die Erzählweise des Filmes kann in seiner Modernität mit filmischem Poetry-Slam beschrieben werden.— Jury-Begründung

„Kamera Alpin in Gold – Alpinismus und Expeditionen“ 

Ignasi López Fàbregas (Spanien)

„Egoland“

Egoland
©Ignasi Lopez Fabregas

In diesem detailverliebt produziertem Stop-Motion-Film ist jeder Aspekt durchdacht und perfekt inszeniert. Die figürlichen Alpinisten kommunizieren nonverbal, die Umsetzung des Sounds macht in dieser sehr reduzierten Erzählweise die Emotionen und auch die Klischees leicht verständlich. Es ist ein spielerischer, selbstkritischer Blick auf das Höhen- und Extrembergsteigen und seine Rekordjagden. Die Darstellung der vorgegaukelten Kameradschaft und des unerbittlichen Wettkampfs, wenn es um die Eroberung der höchsten Gipfel geht, ist hochaktuell. Wir sehen in einen Spiegel der gegenwärtigen Alpinszene, die teilweise unter Heldengetue und Scheinheiligkeit leidet.— Jury-Begründung

„Kamera Alpin in Gold – Sport in Berg- & Naturräumen“ 

Bertrand Delapierre (Frankreich)

„Air Karakoram“

Air Karakorum
©Fabian Buhl

Jung, lustig, leichtfüßig, temporeich, dynamisch, atemberaubend im wahrsten Sinn des Wortes! Eine verrückte Boygroup schraubt sich mit ihren Gleitschirmen auf die Flughöhe von Passagierjets und bezaubert das Publikum mit ihrem spielerischen Umgang mit dem Naturelement Wind. Es ist die übliche Kulisse des Höhenalpinismus, aber mit einem neuartigen, ungewöhnlichen Zugang. In dieser luftigen Geschichte bilden zwei „Anker“ den Spannungsbogen: die unglaubliche Leichtigkeit des Fliegens und die beeindruckende sportliche Leistung, mit vollem Mut zum Risiko, jedoch ohne Verbissenheit. Hautnah erleben wir Extremsport in einer extremen Landschaft.— Jury-Begründung

„Kamera Alpin in Gold – Natur & Umwelt“ 

Yann Sochaczewsky (Deutschland)

„Kaktus Hotel“

Cactus Hotel
©Altayfilm GmbH

Der Regisseur hat sich mit seiner mutigen Entscheidung, eine Pflanze an einem einzigen Standort ins Spotlight zu rücken und zum Hauptcharakter eines ganzen Films zu machen, einer außergewöhnlichen Herausforderung gestellt. Mit ihren grandiosen Tieraufnahmen und der Filmmusik als erweiterter Kommentarebene ist diese Produktion ein Lehrstück darüber, wie man aus einem Kaktus in der Wüste eine parabelhafte Geschichte über 200 Jahre Leben kreiert. Das Biotop rund um den Kaktus als Grand Hotel der unterschiedlichsten Gäste ist Hintergrund und Bühne zugleich in einem Zyklus von Vergänglichkeit und Vitalität. Im Westernstyle werden die Zuseherinnen und Zuseher spielerisch und lustig, fast comichaft, über diesen überraschenden Hauptdarsteller und seine Welt informiert. Schnitt und visuelle Umsetzung dieser Naturdokumentation sind meisterhaft ausgeführt.— Jury-Begründung

„Kamera Alpin in Gold – Menschen & Kulturen“ 

Juha Suonpää (Finnland)

„Lynx Man“

Lynx Man

Dieser großartig-archaische Kunstfilm zeigt die Verbundenheit zwischen Mensch und Natur. Die Einöde der Landschaft bekommt hier eine neue Dimension – ein XL-Format. Die außergewöhnliche Bildsprache, die unter anderem auch Projektionen einsetzt und Wildkameras als Stilmittel verwendet, erschafft, gemeinsam mit dem Soundtrack, eine mystische, geheimnisvolle Stimmung. Der Protagonist des Films hat die Natur im Blut, er lebt mitten in ihr und kennt nichts anderes. Hier lebt er wie ein Eremit, skurril in der Tiefe seiner für uns ungewöhnlichen Lebensart. Aktivistisch kämpft er für den Schutz des Luchses und beim Zusehen stellen sich dem Publikum existentielle Fragen über unser heutiges Leben. Der Luchs ist eine Metapher für die gesamte Natur, ein Freund, im Schwinden begriffen. Trotz aller finnischen Romantik bleibt die Frage: Können wir das Artensterben aufhalten? — Jury-Begründung

Alpines Legendentreffen beim Mountain Film 2023 in Graz

Alpines Legendentreffen
Vordere Reihe v. li. nach re.: Lutz Maurer, Etti Nairz, Hanns Schell Hintere Reihe v. li. nach re.: Walter Laserer, Joe Bachler, Markus Raich, Andreas Kanatschnig, Wolfgang Nairz

 

 

 

Anlässe zum Feiern gibt es ja zum Glück immer wieder. Heuer war es der 85. Geburtstag des Grazer Bergsteigers und Unternehmers Hanns Schell. Legendär unter Kennern der Szene sind jene Expeditionen, bei denen in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts die großen Gipfel von Hindukusch, Karakorum und Himalaya in wochenlangen Reisen mit VW-Bus oder Geländefahrzeugen von Steyr erreicht wurden. Die Abenteuer begannen damals sprichwörtlich schon an der Haustür weg und es gab viele Hürden allein bis zur Erreichung der Basislager zu überwinden.Schon zu dieser Zeit war Hanns Schell einer der ganz Großen beim Expeditionsbergsteigen. Durch sein Organisationstalent war es ihm möglich neben den eigentlichen Expeditionen auch vielen jungen und  ehrgeizigen Talenten den Einstieg in`s große Höhenbergsteigen zu ermöglichen. Robert Schauer aus Graz konnte so den Grundstein zu einer Weltkarriere als alpiner Filmkameramann legen. Höhepunkte seiner Karriere waren Einsätze beim Hollywoodfilm Cliffhänger, bei einer riesigen IMAX-Produktion am Mt. Everest und einem weiteren Hollywoodfilm über ein Drama am Mt. Everest. Zusammen mit internationalen Größen wie etwa Doug Scott oder Wojciech Kurtyka gelangen Robert Schauer außergewöhnliche Touren. Darunter eine, die bis heute als eine der größten Besteigungen in der alpinen Geschichte gilt – die Durchsteigung der Gasherbrum IV Westwand in einem 11-tägigem Epos. Ein weiteres Highlight des Festivals war der Film von Reinhold Messner über die Besteigung des Manaslu durch seine wilde Südwand. Im unteren Teil mussten dabei überhängende Felspassagen mit sämtlichem Gepäck für die oberen Lager überwunden werden. Der später legendär gewordene Expeditionsleiter Wolfgang Nairz erlebte bei dieser Expedition seine erste große Bewährungsprobe. Er konnte sich später, 1978, mit der Leitung der berühmten Mt. Everest Expedition auszeichnen in deren Verlauf Reinhold Messner und Peter Habeler den Gipfel erstmals ohne künstlichen Sauerstoff erreichten. Leider kam es am Manaslu zu einer Tragödie, als auf der Gipfeletappe die Tiroler Andreas Schlick und Franz Jäger ums Leben kamen. Der Film zeigt auch berührend, wie die einzelnen Teilnehmer mit dieser Tragödie fertig werden mussten.Für mich persönlich ist das Grazer Mountain-Filmfestival, organisiert von Robert Schauer, seit Jahrzehnten ein fixer Höhepunkt und Ausklang meines jeweiligen Bergjahres. Wann immer es mir möglich ist, besuche ich das Festival und bin immer wieder erstaunt und begeistert von den vielen sensiblen, actionreichen und wunderbar produzierten Filmen.

Text: Walter Laserer
Staatl. Geprüfter Berg- und Schiführer
Inhaber von Laserer Alpin

https://www.laserer-alpin.at/

Hanns Schell – ein 85er!

Gipfelerfolge an Achttausendern:

Gasherbrum I (11.08.1975)

Nanga Parbat „Schell Route“ (11.08.1976)

Gasherbrum II (04.08.1979)

Shisha Pangma (19.05.1985)

Erstbesteigungen:

Momhil Sar (7414 m) (29.06.1964)

Akher Chioh (7020 m) (10.08.1966)

Diran (7266 m) (17.08.1968)

Malubiting (7458 m) (23.08.1971)

Urdok I (7250 m) (04.08.1975)

Climax Magazine wünscht dem Jubilar Hanns Schell alles erdenklich Gute und vor allem viel Gesundheit für die Zukunft!

Previous Michael Piccolruaz holt sich Wiederholung von Weiße Rose 9a
Next Skitourenparadiese in Österreich und Südtirol - Tyrolia Verlag