Michael Piccolruaz holt sich Wiederholung von Weiße Rose 9a


Piccolruaz klettert Weiße Rose 9a

Der Südtiroler Michael Piccolruaz scheint derzeit in Top-Form zu sein! Nach seinem erfolgreichen Mallorca DWS-Trip nutzte er den Flow, um am Schleierwasserfall sich an die Alex Huber Top-Route Weiße Rose 9a zu machen.

Ein weiterer Traum wird wahr

Text: Michael Piccolruaz

Ich erinnere mich, dass ich die ‚Weiße Rose‘ einmal kurz versucht habe, nachdem Jakob die dritte Begehung im Jahr 2020 gemacht hatte, aber die Schlüsselstelle fühlte sich für mich so aussichtslos an, dass ich es nicht für möglich hielt, sie jemals klettern zu können.

Nach der erfolgreichen Reise nach Mallorca im September, hatte ich dann meine Augen voll auf die Weiße Rose am „Schleier“ gerichtet. Die Bedingungen waren nicht sehr gut und ich musste abwarten und auf bewölkte Tage hoffen, denn an der Wand ist es mit der Sonne einfach zu heiß, egal wie hoch die Temperatur ist. An den wenigen guten Tagen die ich zur Verfügung hatte, versuchte ich, so gut wie möglich an der Crux zu trainieren. Zur gleichen Zeit ging ich den ersten Teil der Route durch
und sparte so viel Energie wie möglich für den „Big Move“, der Schlüsselstelle. Nach zahlreichen Versuchen schaffte ich es immer wieder bis zur Crux, spätestens dort war aber Schluss und ich fühlte mich immer noch weit entfernt vom Durchstieg.

Am Tag des Durchstiegs ging ich mit Philipp wieder zur Route. Nach dem schnellen Aufwärmen zog ich mich hoch zur Schlüsselstelle, um den Boulder zu versuchen. Es fühlte sich unheimlich gut an und zum ersten Mal überhaupt schaffte ich den einen Zug so, als wäre er nur ein weiterer Zug auf der Route und nicht als dieser verrückte, harte Einzelzug. Das gab mir einen so großen Vertrauensschub, dass ich sofort wusste, ich werde ihn heute klettern!

Vor dem ersten Versuch des Tages war ich super nervös, ein Gefühl das ich nur zu gut kenne. Doch als ich mich aufraffte, verlor ich alle Angst und konnte mich auf das Klettern konzentrieren. Der leichte erste Teil ging reibungslos ab.
Am Beginn der Schlüsselstelle angekommen, fand ich die richtige Position, um diesen weiten, dynamischen Zug zu machen, der mir bei den vorhergegangenen Versuchen so lange entgangen war. Irgendwie musste ich völlig unerwartet den Sturz hinnehmen und hing im Seil. Ich konnte den Griff nicht richtig einpassen und stürzte. Ich war so wütend, weil ich wusste, dass dies der erfolgreiche Versuch hätte sein sollen.

Lange konnte ich mich nicht ausruhen, weil es schon spät wurde. Also zog ich nach etwa einer Stunde meine Schuhe wieder an und bereitete mich auf den nächsten Versuch vor. Ich kletterte durch den unteren Teil, etwas schlechter als bei dem Versuch zuvor, aber das störte mich nicht allzu sehr. Ich kletterte perfekt die letzten Züge vor der Crux und mit einem riesigen Power-Schrei traf ich den Griff diesmal perfekt. Das Adrenalin schoss sofort in meine Adern und ich machte die letzten harten Züge vor der rettenden Ruheposition und sagte mir, dass ich jetzt nie wieder loslassen würde. Die Passage bis zum Stand war diesmal ein leichtes und am Stand angekommen brach ein lauter Schrei aus mir heraus: IT’S TIME TO PARTEEEYYYYYYY!!!!

An dieser Stelle möchte ich Alexander Huber meinen großen Respekt dafür aussprechen, dass er diese Kingline 1994 als Erster geklettert hat. Ich habe eine etwas leichtere Beta für die Crux gefunden und einen Knieklemmer benutzt, um
um mich dazwischen etwas zu erholen. Diese kleinen Tricks machen die Route sicher etwas einfacher als die Art und Weise, wie Alex sie geklettert ist. Der Grad 9a ist meiner Meinung nach trotzdem passend und zeigt, das die Weiße Rose damals sicherlich zu den schwersten Routen weltweit gehörte und Alex damit maßgeblich an der Entwicklung und Verschiebung der Grenzen beigetragen hat. Danke Alex für die Inspiration!

Previous Babsi Zangerl wiederholt Trad-Testpiece Meltdown
Next Mountainfilm Graz 2023