Am 19. August gelang dem belgischen Kletterduo Siebe Vanhee und Sébastien Berthe eine Ground-up Free Ascent Begehung von Rayu“ (600 m) an der Südwand des Peña Santa (2596 m) im Nationalpark Pico’s de Europa, Spanien.

Ground-up Free Ascent von Rayu

Und das sagt Siebe dazu:

Sébastien und ich haben uns zusammengetan, weil wir ein gemeinsames Ziel hatten. Wir wollten „Rayu“ in einem Tag frei im Vorstieg klettern, an unserem ersten Tag in der Route. „Rayu“ wurde 2020 von Iker, Eneko Pou und Kico Cerdá eröffnet und gilt als ihre zweite schwierige Mehrseillängen Route in den Pico’s de Europa, nach Orbayu, der berüchtigten 8c-Route am Picu Urreillu (Narano de Bulness).

Im Jahr 2020 hatte ich bereits die Gelegenheit, eine freie Begehung von Orbayu zu machen und so war es für mich nur logisch, zum Pico zurückzukehren, um dieses zweite Meisterwerk auszuprobieren. Die Wettervorhersage für den Tag sah nicht besonders gut aus, ein wenig Regen und Wind waren vorhergesagt. Wir beschlossen, dies als etwas Positives zu sehen, da die Route nach Süden ausgerichtet ist und wir die Wolken brauchen würden, um möglichst lange ohne Sonne klettern zu können.

Siebe Vanhee und Sebastien Berthe in Rayu
©Frank Kretschmann

Nachdem wir die abenteuerlichen ersten 10 Seillängen hinter uns gebracht hatten, vorbei an dem riesigen Felsvorsprung in der Mitte der Wand, erreichten wir um 14 Uhr die Schlüsselstelle (P11). Nichts allzu Schwieriges, aber ein gewisses Maß an Konzentration war schon erforderlich, wenn man bedenkt, dass die Erstbegeher diese Linie ohne viele Bohrhaken eröffnet hatten. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, windig und bewölkt, aber noch kein Regen.

Nun begann die Nervosität und wir standen vor einem Dilemma: „Wer geht zuerst?“. Auch wenn es ehrgeizig erscheint, dachten wir beide, dass wir eine Chance haben könnten. Derjenige der zuerst geht, könnte bei seinem ersten Versuch scheitern, weil es ihm an Chalk und Informationen mangelt und er muss viel Vorarbeit leisten: Beta finden, Griffe bürsten, Haut verlieren und müde werden.

Ich hatte das Gefühl, dass meine Chancen die Seillänge zu flashen, geringer waren als die von Sébastien. Also dachte ich mir, dass ich die Seillänge mit der Option zu stürzen und alle Züge für einen perfekten zweiten Versuch herauszufinden, onsight gehen könnte. Auf diese Weise würde ich auch alle Griffe markieren und die Betas finden, um Seb die besten Chancen auf einen Flash zu geben! Als ich herunterkam, fror sich Seb die Finger ab, während er auf mich wartete. Ich erklärte ihm die letzten Einzelheiten der Betas und er machte sich auf den Weg.“

Seb über seinen Versuch:

„Ich kämpfe in der ersten Crux, atme, ich kämpfe wieder in der zweiten Crux, konzentriere mich, ich klettere gut in der dritten, schüttle meine aufgepumpten Unterarme. Die letzte lange Crux ist über mir: Ich weiß genau, was zu tun ist und ziehe es durch. Das war knapp: Fast hätte ich den Griff verpasst, Siebe schreit mich an! Jetzt kämpfe ich richtig, noch drei Züge! Noch zwei. Ich schreie mich an. Ein Zug noch. Ich schaffe es den letzten Griff zu halten. Ich kann nicht glauben, dass ich immer noch an der Wand und ich bin glücklich, stolz und dankbar.“

Siebe: „FLASH! Er hat es geschafft, ich war super aufgeregt! Ich konnte es gar nicht abwarten, es jetzt selbst zu versuchen. Ich war so zuversichtlich. Ich legte los, sauberes und perfektes Klettern, während ich auf den „sending vibes“ surfte und mich am Stand fixierte. Ein großer Freudenschrei wurde von Sébs lautem Lachen begleitet und einige weitere Leute im Refugio Vega Huerta feierten mit uns. Es war 17 Uhr und wir setzten unseren Weg zum Gipfel fort. Wir erreichten den Gipfel um 19:30 Uhr und stiegen über die Nordseite des Berges ab.

Siebe Vanhee und Sebastien Berthe
©Frank Kretschmann

Es ist aufregend, harte Mehrseillängen-Routen in einem „Ein-Tag-am-ersten-Tag“-Push zu begehen. Seb ist Meister in diesem Stil und auch ich habe mich gerne dieser Herausforderung gestellt! Ein großes Dankeschön an Kico Cerda, Iker und Eneko Pou für diese fantastische Route und die Weitergabe logistischer Informationen an uns. Es war ein weiterer großartiger Klassiker in den Pico’s.

Seb’s Gedanken zum Schwierigkeitsgrad: Die Schlüsselseillänge von Rayu wurde von den Erstbegehern als 8c vorgeschlagen. Wir hatten jedoch das Gefühl, dass sie etwas leichter sein könnte. Trotz unserer recht guten Kondition können wir nicht behaupten, dass wir in der Lage sind, eine 8c-Seillänge so schnell und noch dazu auf einer Mehrseillängen-Route zu klettern.

Previous Jakob Schubert: Der geilste Trip meines Lebens - Teil 2 | VIDEO
Next GEWINNSPIEL: Tenaya Approach Shoe Mojaca