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Exklusives Interview mit Elias Iagnemma: Erstbegehung von Exodia 9A+

Interview mit Elias über die Erstbegehung von Exodia (9A+) – ein historischer Moment im Bouldern

Mit „Exodia“ gelang Elias Iagnemma eine beeindruckende Erstbegehung, die nicht nur klettertechnisch herausfordert, sondern auch mental hohe Präzision verlangt. Was als Vision begann, entwickelte sich Schritt für Schritt zu einem Projekt, das Ausdauer, Geduld und Kreativität erforderte – bis schließlich der Moment der erfolgreichen Durchsteigung kam.

Climax: Elias, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu dieser außergewöhnlichen Leistung! Ist dir schon bewusst geworden, dass dies ein historischer Moment gewesen sein könnte?

Elias: Vielen Dank. Um ehrlich zu sein, bin ich noch dabei, das alles zu verarbeiten. Exodia war in den letzten viereinhalb Jahren der Mittelpunkt meines Lebens: 211 Versuche, unzählige Fehlschläge – eine Erfahrung, die mich geprägt hat. Erst jetzt beginne ich zu realisieren, was diese Erstbegehung für mich bedeutet, unabhängig von ihrer Bedeutung für die Boulder-Community.
Für mich wird Exodia immer meine größte Errungenschaft bleiben. Als es schließlich geklappt hat, hatte ich gedanklich schon abgeschlossen und mich auf die nächste Saison vorbereitet. Der Moment selbst fühlte sich surreal an – als wäre mein Körper vorausgegangen und mein Kopf erst später nachgekommen.


Von Dreamtime bis Burden of Dreams – der Weg zu Exodia

Climax: Mit Kryptos (8c), Dreamtime (8c), Gioia (8c+) und Burden of Dreams (9a) hast du eine beeindruckende Ticklist. Was war der ausschlaggebende Punkt, für Exodia eine 9A+ vorzuschlagen?

Elias: Es war ein langer innerer Prozess. Zunächst überlegte ich sogar, den Boulder unbewertet zu lassen, weil eine Zahl niemals ausdrücken kann, was diese Jahre für mich bedeuteten.
Schlussendlich habe ich 9A+ vorgeschlagen, weil Exodia objektiv der schwerste Boulder ist, den ich jemals versucht oder geklettert habe. Die Abschnitte fühlen sich an wie ca. 8B+ im ersten und 8C+ im zweiten Teil.
Viele 9A-Boulder bestehen aus einer Kombination von 8B + 8C. Exodia verlangt etwas darüber hinaus. Natürlich ist es nur meine Einschätzung – ob der Boulder bestätigt oder downgegradet wird, spielt für mich keine Rolle. Ich habe ihn nicht wegen der Bewertung geklettert, sondern für mich selbst.


Burden of Dreams vs. Exodia – was war härter?

Climax: Nach Nalle Hukkataival, Simon Lorenzi und Will Bosi bist du erst der vierte Mensch weltweit, der „Burden of Dreams“ (9a) geklettert hat. Wie fühlt es sich an, einen der schwierigsten Boulder der Welt geschafft zu haben?

Elias: Burden war ein großer Meilenstein. Danach kehrte ich zu Exodia zurück und dachte, ich würde ihn relativ schnell schaffen – aber es kam anders. Trotz meiner Topform konnte ich manche Einzelzüge oder den letzten Abschnitt nicht mehr wiederholen und musste viele Bewegungen erneut erlernen.
Erst dieser Vergleich hat mir gezeigt, wie komplex Exodia tatsächlich ist. Trotzdem sind beide Boulder komplett verschiedene Erfahrungen, jeweils von großer Bedeutung für mich.


Die Inspiration durch Christian Core

Climax: Exodia ist ein altes Projekt von Christian Core. Hattest du Kontakt zu ihm und hat dir das weitergeholfen?

Elias: Ja, wir haben kurz über ein paar seiner Züge gesprochen. Christian war schon seit meiner Kindheit eine riesige Inspiration. Seine Begehungen haben meine Träume als junger Kletterer geprägt.
Zu wissen, dass er Exodia versucht, aber nie geschafft hat, motivierte mich zusätzlich. Wenn Christian Core scheiterte, musste die Linie außergewöhnlich schwer sein – vielleicht genau die Herausforderung, die mich über mich hinauswachsen lässt. Dieser Gedanke war einschüchternd, aber auch treibend.


Wer wird Exodia das erste Mal wiederholen?

Climax: Wer könnte den Boulder nach dir am ehesten wiederholen?

Elias: Schwer zu sagen. Ich hoffe, viele der besten Boulder*innen der Welt werden kommen, um Exodia auszuprobieren. Die Frage ist weniger, wer stark genug ist – sondern wer bereit ist, die nötige Zeit zu investieren.
Wenn ich einen Namen nennen müsste: Adam Ondra. Seine Technik, Präzision in Hook-Bewegungen und Erfahrung an der absoluten Leistungsgrenze sind einzigartig. Ihm beim Arbeiten in der Linie zuzusehen, wäre unglaublich inspirierend.


Pläne nach Exodia – Zeit für Fontainebleau & neue Boulderprojekte

Climax: Was steht als Nächstes für dich an? Geheimprojekte? 😉

Elias: Erst einmal möchte ich trainieren und eine gute Zeit in Fontainebleau verbringen, möglichst viele Klassiker klettern und wieder pure Freude am Bouldern erleben.
Und danach werde ich mir sicher Soudain Seoul genauer ansehen.


Climax: Vielen Dank für das Gespräch – und nochmals herzlichen Glückwunsch zur Erstbegehung von Exodia 9A+!


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