Nicolai Užnik mit Erstbegehung von Mount Doom 9A

Das Kärntner Maltatal gehört durch Klem Loskot´s High End Benchmarks „Wrestling with an Alligator“, „Power of Goodbye“, „Bügeleisen“ und „Emotional Landscapes“ seit Jahrzehnten zu den Glanzlichtern der worldwide Boulder Destinationen.
Mount Doom (9A) – Erstbegehung von Nicolai Užnik

Nun lag es am 24-jährigen Rosenbacher (Ktn) Nicolai Užnik den nächsten Schritt in Sachen Höchstschwierigkeiten an den Blöcken im Schatten des Schleierwasserfalls zu machen.
Nach ersten Versuchen 2021 kombinierte Nicolai Anfang März 2025 Jernej Kruders 8b+ Boulder „Hide and Sick“ mit einer 8 Zug Sitzstarterweiterung und kreierte damit den ersten 9A Boulder Österreichs und somit eines der schwierigsten Blockprobleme weltweit.
Text & Interview Horst Jobstraibitzer:
Hey Nicolai: hast du speziell für den Boulder am Griffbrett oder in der Halle trainiert?
Natürlich habe ich schon ein wenig anders trainiert, als wenn ich mich für Competitions vorbereite – Ich war generell oft draußen am Felsen und habe in Innsbruck viel Zeit am Campusboard und an der Spraywall verbracht. Hinsichtlich meines Projektes habe ich versucht, vermehrt längere Boulder mit harten Zügen zu trainieren. Aber abgesehen davon gab‘s nichts Spezielles.
Hast du eine Replika gebaut, so wie Will Bosi für Burden of Dreams?
Replika direkt habe ich keine gebaut. Ich habe nur zum Schluss hin eine Trainingssession gehabt, wo ich einen 10 bis 15 Züge langen Boulder an der Spraywall gemacht habe, bei dem ich versucht habe, die letzte Crux ein wenig nachzuahmen, also diese eine Stelle, die mich im Durchstieg immer gefuxt hat.
War der Trainingsaufbau für dein Felsprojekt gänzlich anders, als wenn du für die Competitions trainierst oder konntest du das irgendwie kombinieren?
Im Wesentlichen lässt sich das Training für Felsprojekte schon recht gut kombinieren mit meinem Wettkampftraining aber dadurch, dass ich meinen Focus in den letzten Wochen und Monaten schon hauptsächlich auf den Felsen gelegt habe, war das Training doch auf meine Felsprojekte zugeschnitten. Die Wettkampfvorbereitung kommt erst in ein paar Wochen.
Wie groß bist du? Wie schwer?
Aktuell 1,73 m groß und 60 kg schwer
Welche Sequenz fandest du am schwierigsten bzw. welche hat dich am meisten gefuxt?
Wenn ich einmal die ersten 8-9 Züge in den Stehstart von Hide and Sick hinter mir hatte, fand ich den ersten Zug vom Stehstart am härtesten. Also etwa in der Mitte des Boulders.
Gefuxt hat am meisten das Ende vom Boulder, wo man den Fuß so hoch setzen muss. Da bin ich noch einige Male im Durchstieg runtergeflogen. Als Einzelzug ist das nicht so schwer, aber wenn man von unten kommt, ist das schon noch ein richtiges Kriterium. Das war vor allem für den Kopf eine schwere Stelle, weil es eben ganz oben ist.
Wie viele Züge hat der Boulder? Ist er hoch mit gutem Absprunggelände oder ist die Landing Zone gefährlich?
Es sind so 17 bis 18 echt schwere Züge. Es ist nicht unglaublich hoch, aber natürlich ist ein Sturz aus der Ausstiegszone nicht gerade angenehm. Wir hatten aber immer eine Menge Crashpads in der Landing Zone liegen also war es von daher kein allzu großer Stress.
Wie sicher bist du dir, dass es 9a ist?
Ich bin mir schon sicher, dass es 9a ist. Sonst hätte ich das auch nicht so vorgeschlagen. Da habe ich mir schon sehr viele Gedanken im Vorfeld gemacht und versucht, das bestmöglich einzuschätzen.
Sicherheit in der Bewertung hat mir auch gegeben, dass ich den Boulder in zwei Sequenzen unterteilen konnte. Der erste Teil sind die neuen 8 bis 9 schweren Moves in den Stehstart von Hide and Sick, die mir sehr viel schwerer gefallen sind als die oberen Züge. Und der zweite Teil ist dann Hide and Sick ab dem Stehstart. Das ist auch noch einmal mit 8b+ bewertet. Wenn man Beides zusammenhängt, dann kommt schon etwas wirklich Schweres heraus.
Es hat sich vor allem halt auch viel schwerer angefühlt als alles, was ich bisher geklettert bin.
Für mich ist auch „Alphane“ (9a) eine gute Referenz, weil ich den Boulder schon oft versucht habe und ihn gut kenne.
Es kann schon sein, dass Mount Doom vielleicht low end 9a ist oder auch solid 9a, aber ich bin mir schon sicher, dass es schwerer ist als 8c+.
Mir liegen die Züge im Boulder sehr gut und trotzdem hat es sich viel härter angefühlt als alles, was ich bisher gebouldert bin, was wiederum auch für die Bewertung von 9a spricht. Und ich bin doch einige harte Boulder in dem Style recht schnell geklettert in letzter Zeit.
Auf alle Fälle freue ich mich jetzt, wenn andere Leute den Boulder versuchen und vielleicht auch klettern und ihre Meinung dazu abgeben. Da bin ich echt gespannt.
Hat jemand mit dir am Projekt mitgemacht oder warst du immer allein? Hat dich Robert Zaghloul bei diesem Projekt begleitet?
Ja genau. Der Robert „Zacke“ Zaghloul war eigentlich immer mit dabei und hat mich unterstützt, fotografiert und gefilmt. Es waren aber fast immer mehrere Freunde und oft auch mein Bruder bei den Sessions dabei, die mitprobiert haben.
Das macht vieles leichter, wenn man nicht immer nur allein ist obwohl – der Prozess des Entschlüsselns der Züge – das ist schon von mir gekommen. Das habe ich selbst herausgefunden und ausgecheckt.
Hast du schon ein Nachfolgeprojekt ähnlicher Schwierigkeit? Welche High End Boulder würden dich am meisten reizen?
Es gibt schon einige Projekte, die mir im Kopf herumschwirren. Ein paar daheim im Maltatal und auch einige in der Schweiz. Ich möchte auf jeden Fall Alphane (9a) noch einmal probieren. Da weiß ich allerdings noch nicht, ob das jetzt noch im Frühling der Fall sein wird oder erst im Herbst wieder.
Burden of dreams (9a) allerdings würde mich am meisten reizen. Ich glaube, dass mir der Boulder taugen könnte, weil die Züge bestimmt richtig cool sind. Ausserdem war es der erste Boulder in diesem Schwierigkeitsgrad weltweit- das ist schon etwas ganz Besonderes.
Will Bosi hat vor kurzem Excalibur (9b+) in Drena (Arco) geklettert. Wäre diese Route ein Anreiz für dich? Im Prinzip scheint es ein Boulder mit Seil zu sein.
Das habe ich mir schon öfter überlegt. Wenn ich mich für eine schwere Seilroute entscheide, dann könnte es leicht sein, dass meine Wahl auf Excalibur fällt, weil ich glaube, dass mir die Tour vom Stil her am meisten liegt. Das ist einfach ein langer Boulder und ich bin grundsätzlich sehr motiviert, mir diese Route einmal anzusehen. Vielleicht sogar heuer noch.
Wirst du an allen Boulder Wc´s 2025 teilnehmen, auch im Lead?
Ich werde mich heuer definitiv auf die Boulderbewerbe konzentrieren und nicht im Lead starten. Wahrscheinlich werde ich die ersten Weltcups in Übersee auslassen und erst zur Saisonmitte einsteigen und mich dann vor allem auf die Weltmeisterschaft im Herbst konzentrieren.