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Christian Leitner (15) klettert Xaxid Hostel 9a

„Xaxid Hostel“ verläuft in der Mitte der Hauptwand von Mišja Peč und durch einen sehr glatten, unstrukturierten Wandbereich (bis auf die Rastposition in der Mitte). Die Route ist für Mišja Peč Verhältnisse nicht besonders steil und wartet mir sehr kleinen, schlechten und rutschigen Tritten und Griffen auf.

Der junge Grazer holt sich seine dritte 9a

Trotz der geringen Wandneigung verlangt die Route in vielen Passagen ein gehöriges Maß an Körperspannung. Die Crux der Tour befindet sich bereits bei der vierten Expressschlinge. Es handelt sich dabei um eine sehr schwere Boulderstelle mit insgesamt 5 Zügen. (Alle ebenfalls auf sehr kleinen und vor allem schlechten Griffen). Für mich ist es schwer einzuschätzen, wie hart diese Einzelstelle als Boulder ist, da ich im Felsbouldern noch nicht sonderlich viel Erfahrung habe. Nach dieser Passage folgt eine gute Raststelle. Weiter geht es mit kontinuierlichen Schwierigkeiten im Bereich 8c/8c+ bis unter das Abschlussdach, in welchem nochmal eine „angstige Stelle“ zu überwinden ist und über der Dachkante ist es dann vorbei. Man klettert dann noch 5-7 Meter an sehr guten Griffen und es ist eigentlich nur mehr reiner Genuss.

Kommentar Chris Leitner:

Mir ist „Xaxid Hostel“ schon ins Auge gesprungen, als ich noch „Martin Krpan“ (9a) im rechten Wandteil projektierte. Nachdem ich im Kletterführer gelesen habe, dass die Route mit 9a/9a+ bewertet wurde, wollte ich unbedingt herausfinden, wie hart sich dieser Grad im Vergleich zu meinem damaligen Projekt anfühlt. Von Anfang an war ich fasziniert von der Route und diese Faszination hat bis zum Schluss nicht nachgelassen. Vor allem hat mich beeindruckt, dass die Route im Vergleich zu den benachbarten Touren sehr flach und trotzdem so brutal kraftausdauernd ist. Zudem weist sie dermaßen harte Einzelstellen auf mit Griffen, die so klein sind, dass ich sie anfangs nicht einmal ansatzweise halten konnte. Man könnte fast schon sagen, dass die Route ein Wunder der Natur ist, denn ein Griff weniger und die Tour wäre womöglich gar nicht kletterbar. 

Die Route hat mich immer ganz besonders motiviert, auch wenn ich zu Beginn kaum eine Stelle geschafft habe, und ich habe sie in den folgenden Monaten immer wieder einmal versucht, ohne jedoch wesentliche Fortschritte zu machen. 

Xadid Hostel 9aBei meinem ersten Felstrainingslager mit dem Jugendteam des KVÖ gelang es mir mit „Martin Krpan“ schließlich meine erste 9a durchzusteigen. Parallel dazu habe ich, während dieses Aufenthaltes, „Xaxid Hostel“ intensiver projektiert und dabei unerwartet riesige Fortschritte gemacht. Bald gelangen mir alle Einzelzüge auch schon vereinzelte längere Sequenzen. Allerdings fühlte sich die Schlüsselstelle, vor allem von unten weg, immer noch unmöglich an. 

Ich bin immer wieder mal an Wochenenden mit meinem Vater Mario und meinem jüngeren Bruder Julian nach Osp gefahren, um an der Route zu arbeiten. Weitere Fortschritte in der Route aber blieben dabei zu meinem Leidwesen aus. 

Im Sommer stellte ich mein Training um und konnte, wenige Wochen nach einer Lungenentzündung, die meine Teilnahme an der Jugend-WM 2024 verhinderte, meine zweite 9a klettern: „Napalm in the Morning“ in den Adlitzgräben.

Anschließend legte ich meinen Focus auf die Jugend-EM 2024, die ich unbedingt gewinnen wollte (was mir glücklicherweise auch gelang). 

Nach der EM fuhr ich zu einem Trainingslager nach Arco, wo ich ganz knapp an „Puro Dreaming“ (9a soft) gescheitert bin. (Das Trainingslager fand ich natürlich trotzdem sehr lustig und es war sicherlich auch ein gutes Training).

Im Herbst folgte ein weiteres Trainingslager vom steiermärkischen Landeskader und wir sind für ein Wochenende nach Mišja Peč gefahren. Wieder einmal bin ich in „Xaxid Hostel“ eingestiegen und dabei gemerkt, dass ich um einiges stärker geworden bin – die Route fühlte sich in naher Zukunft definitiv machbar an. Erstmals gelang es mir die ganze Schlüsselstelle als Sequenz durchzuklettern und schließlich schaffte ich die Route mit nur einmal „sitzen“. 

Über den Winter hinweg trainierte ich dann sehr speziell für mein Projekt, bin aber nicht nach Mišja Peč gefahren, da es für gute Durchstiegsversuche einfach zu kalt war. 

Erst am 1. März 2025 bin ich dann mit Mario erstmals wieder nach Osp gefahren, um zu sehen, wie es läuft. Glücklicherweise waren auch das Wetter und die Temperatur auf unserer Seite und ich konnte bei meinem ersten Versuch direkt bis zum letzten schweren Zug der Schlüsselstelle klettern. Die einzelnen Züge fühlten sich plötzlich nicht mehr so wackelig und weit an. Beim nächsten Versuch habe ich es dann sogar über den schwersten Zug hinweg geschafft. Unglücklicherweise verhedderte sich mein Seil an meinem Kneepad und irritierte mich so sehr, dass ich fiel.

Jetzt kamen langsam auch meine Nerven ins Spiel. Ich wurde sehr nervös, weil ich spürte, dass ich mein Projekt jeden Moment schaffen kann. Ein dritter Versuch an diesem Tag wurde aufgrund dieser Nervosität postwendend zu einem totalen Flopp. 

Mein vierter Start an diesem Tag hatte nur mehr „spaßeshalber bis zum Top klettern“ zum Ziel und ich habe deshalb nicht einmal ein Kneepad genommen.

Völlig unerwartet kam ich bereits in den ersten Metern in einen unglaublichen Flow. Ich flog förmlich über die Schlüsselstelle hinweg und kletterte die Route ohne Probleme bis zum Top.

Für mich ist „Xaxid Hostel“ sicherlich eine der schönsten Routen, die ich jemals in meinem Leben geklettert bin und definitiv meine Schwierigste!

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