
Jakob Schubert setzt beim dritten „Jakob Schubert Klettercamp“ auf Abenteuer und Vielseitigkeit – weg vom leistungsorientierten Denken, hin zum gemeinsamen Erlebnis am Fels. Wenn es einmal nicht so läuft wie erhofft, es zwickt und schmerzt, dann steckt jemand wie Jakob Schubert nicht den Kopf in den Sand. Stattdessen sucht der zweifache Olympiamedaillengewinner und frisch gebackene Staatsmeister im Vorstieg jenen Ort auf, der für ihn seit über 20 Jahren von großer Bedeutung ist: die Gemeinschaft der Kletterer.
Sich verstehen, gegenseitig anfeuern und motivieren
Ganz besonders fiel beim Klettercamp die Wahl der Gruppe aus. Gemeinsam mit acht Nachwuchstalenten zwischen zehn und 14 Jahren, einem Bergführer und in Partnerschaft mit den Tiroler Raiffeisenbanken machte sich der Rekordweltmeister auf ins Zillertal – zwei Tage lang wurde gebouldert und geklettert, Wissen und Erfahrung geteilt und jede Menge Gaudi gehabt. Da vergisst man selbst eine langwierige Verletzung im Zeigefinger für ein paar Stunden.
„Wenn ich an meine Kletterkarriere zurückdenke und daran, wie ich mit dem Klettern aufgewachsen bin, weiß ich, wie wichtig es auch für mich war, schon früh Kontakt mit echtem Fels zu haben – und zu lernen, was Felsklettern eigentlich bedeutet,“ so Schubert. „Man lernt unglaublich viel über den Sport, aber es geht auch darum, den Ursprung des Kletterns zu leben: draußen zu sein, nicht immer allein den Fokus auf Wettkampf zu richten, sondern auch auf das Erlebnis und das Abenteuer.“
Für vier Mädchen und vier Burschen aus Salzburg, Tirol, Vorarlberg und der Schweiz, die allesamt jeweils Teil eines Trainingsteams sind und zumindest dreimal in der Woche klettern gehen, war das Camp „voll cool“, „eine große Chance“ und „mega lustig“. Die Zeit am Fels mit ihrem Idol bleibt unvergessen.
Die Anmeldung lief über Jakob Schuberts Instagramseite, die Freude über die Zusage beschreibt Greta Schroll aus Kundl so: „Als meine Mama gesagt hat, dass ich beim Klettercamp dabei bin, habe ich mich natürlich riesig gefreut, weil Jakob Schubert echt ein Idol von mir ist. Es ist voll cool, mal mit einem Profi zu klettern und ein bisschen Zeit mit ihm zu verbringen.“
Am ersten Tag stand Bouldern am Kaserler am Programm – ideal, um die Gruppe kennenzulernen, Motivation einzuschätzen und das Kletterkönnen abzutasten. Am zweiten Tag ging es zum Vorstiegsklettern in die „Ewigen Jagdgründe“, dem bekanntesten Klettergebiet im Zillertal. Dazwischen gab es Lagerfeuer und – nicht nur – selbstgegrillte Marshmallows samt Übernachtung im Diggl in Ginzling.
Auch Christine Hofer, Geschäftsführerin der Raiffeisen Werbung Tirol, ließ es sich nicht nehmen, beim Camp persönlich vorbeizuschauen: „Man hat gleich gespürt, dass hier eine ganz besondere Atmosphäre herrscht – voller Begeisterung, Zusammenhalt und echter Freude am Klettern. Für die jungen Talente ist es eine einmalige Gelegenheit, so nah an einem Weltklasse-Athleten wie Jakob zu sein und direkt von ihm zu lernen.“
„Nach zwei Jahren Klettercamp in der Halle mit dem Fokus auf Leistung sind wir heuer zum ersten Mal draußen am Fels mit dem Schwerpunkt auf Abenteuer und Miteinander,“ erklärt der 34-jährige Innsbrucker, der mit der Erstbegehung der Route „B.I.G.“ und dem Boulder „Alphane“ im jeweils höchsten Schwierigkeitsgrad einige seiner größten Erfolge der letzten Jahre am Fels verzeichnen konnte.
Am Fels lernt man auch fürs Wettkampfklettern: Es gibt keine vordefinierten Routen, das Auge wird für Linien und Griffe geschult. Das weiß auch Lorenz Rauch aus St. Leonhard im Pitztal zu schätzen:
„Felsklettern ist mir neben dem Hallenklettern und Wettkampfsport sehr wichtig, weil man draußen wirklich den Überblick behalten und die Griffe suchen muss. In der Halle folgt man einfach den farbigen Griffen.“
Drei der Kids konnten ihre frisch gewonnenen Erfahrungen gleich am Tag nach dem Camp beim A- Cup in Gaflenz (OÖ) in der U15-Kategorie unter Beweis stellen. Hanna Pali vom ÖAV Wilder Kaiser holte dabei den zweiten Platz.
Für Jakob Schubert war und ist das Felsklettern ein integraler Bestandteil des Kletter-Erlebnisses – als Motivation für das Training in der Halle, als Brücke zur Natur, zur eigenen Mitte und zu den Menschen um einen herum.
„Mein persönliches Highlight der zwei Tage war es, die Gruppendynamik zu erleben – wie gut sich die Jugendlichen verstanden haben, wie sie sich gegenseitig anfeuern und motivieren. Ich glaube, das ist der Schlüssel zum Erfolg,“ sagt einer der besten Kletterer der Welt und springt gemeinsam mit dem Nachwuchs in den eiskalten Gebirgsbach.